Auf die Frage einiger Kunden, warum ähnliche Taschen aus alten Reis-, Fisch- oder Zementsäcken zum Beispiel in Thailand, wo Urlauber solche gesehen haben, viel weniger kosten, haben wir mal eine Aufstellung gemacht. Sie war am Ende für uns als Produzenten auch sehr interessant.
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Man vergleicht den
Verkaufspreis des Straßenverkäufers eines Entwicklungslandes mit einem
Unternehmen, das professionell in einem entwickelten Industrieland seine Waren
verkauft.
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Es ist ein großer
Unterschied, ob eine Familie oder kleinere Produzenten etwas herstellen oder ob
eine große Anzahl von verfügbaren Arbeitskräften dauerhaft für uns arbeiten und
von uns bezahlt werden. Wir haben mit 6 Näherinnen begonnen, jetzt
beschäftigen wir zur Hochzeit etwa 600 Näher und Näherinnen, davon viele
Behinderte und alleinstehende Frauen. Laufen uns diese angelernten Kräfte weg,
haben wir ein großes Problem.
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Wir bezahlen den
höchsten Lohn im Bereich der Textilindustrie für unsere Arbeiterinnen in ganz
Kambodscha (wo wir produzieren lassen). Da wir unter dem Dach der World Fair
Trade Organisation produzieren lassen, erhöht das unsere Produktionskosten im
Vergleich zu anderen allein schon um 100%. Wir haben also gegenüber dem dort
üblichen Markt doppelte Herstellungskosten!
Dazu die drei wichtigsten Beispiele:
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Unsere Taschen erhalten
qualitativ viel hochwertigere Reißverschlüsse. Herkömmliche Reißverschlüsse
lassen die Garantierichtlinien für Deutschland nicht
zu. Gerade ein Reißverschluss birgt den höchsten Reklamationsgrad.
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Alle unsere Taschen
erhalten die doppelte Materialstärke. Das bedeutet, statt eine Tasche z.B. aus
einem Zementsackmaterial herzustellen, nähen wir zwei Materialien zusammen. Das
Innenfutter wird aus Reis- bzw. Fischsackmaterial genäht und zusätzlich noch
einmal mit dem Außenmaterial. Doppelter Materialaufwand, doppelter
Arbeitsaufwand.
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Die Taschen erhalten
immer besonders dicke Nähte für schwere Lasten; Fadenstärken und Nähmaterial
müssen dafür geeignet sein. Das erfordert Profinähmaschinen.
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Die Materialbeschaffung
ist für uns noch einmal gesondert zu betrachten. Wir benötigen immer eine
ausreichende Menge für die Herstellung unserer im Upcycling-Verfahren
produzierten Taschen. Das Rohmaterial besteht zwar aus „Wegwerf-Materialien“,
es muss aber immer die gleiche gute Qualität haben. Die Säcke dürfen nicht
färben, müssen optisch noch in einem sehr guten Zustand sein, müssen gesammelt
sowie gewaschen und in großer Menge zu unseren Produktionsstätten geliefert
werden. Diese Extrakosten hat der Verkäufer auf der Straße, z.B. in Thailand,
gar nicht.
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Steuern – jeder Käufer,
so auch der Tourist in Thailand, bezahlt auf die meisten Waren 7 % Steuern, wir
zahlen hier 19 %!
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Der Verwaltungsaufwand
für uns hier in Deutschland, um die Zertifikation wie z.B. Fair Trade zu
erhalten und dauerhaft nachzuweisen, kostet uns einen zusätzlichen Betrag.
Diese Kosten fallen für uns hier in Deutschland an.
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Versandkosten nach
Europa kommen hinzu, von A wie Abwicklung und Logistik bis Z wie Zollgebühren.
Das lassen wir externe Expertenunternehmen für uns erledigen.
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In Europa fallen
Marketingkosten an, Kosten für Entwicklung und Design sowie Vertriebskosten,
dazu noch die Lohnkosten unserer Mitarbeiter.
10 Wenn das alles bezahlt wurde, möchten unsere Händler
auch etwas daran verdienen, hier sind also deren Kosten auch alle enthalten,
plus, nicht zu vergessen, deren Verdienst.
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Und ganz am Ende kann es sein, dass Sie als Kunde z.B.
eine Tasche mit einem Tragegurt ausgesucht haben, der ein Upcycling-Produkt aus
dem Hamburger Hafen ist. Diese Gurte werden dort als „Sondermüll“ gesammelt,
von uns abgeholt, von Metallen befreit, gehen per Versand aus unserem
Zwischenlager in Norddeutschland in unsere Förderwerkstätten, werden dort
gewaschen sowie genäht und dann an unsere Taschen angebracht. Und auch das ist
alles Handarbeit, und zwar aus Deutschland. Und auch hier, in unseren
Förderwerkstätten, tun das alles Menschen, die auf dem freien Arbeitsmarkt
sonst sehr zu kämpfen hätten.
13 Bitte entscheidet selbst, ob unsere
Preise für unsere Taschen gerechtfertigt sind. Denn das alles bezahlt nachher der Endverbraucher mit, wenn er ein Markenprodukt von uns kauft.
Wir selbst und auch unsere Partner in Südostasien, das dürfen wir von uns wohl ohne Selbstüberschätzung behaupten, sind auf unserem Gebiet der Produktion von nach Fairtrade-Maßstäben hergestellten Upcycling-Produkten inzwischen absolute Experten. Die Qualitätsansprüche, die wir an unsere Produkte stellen, haben wir dort auf dem südostasiatischen Markt ansonsten so noch nicht finden können.